Es mag nicht wirklich verwundern, dass im südlichsten Bundesland einige "Uhren anders gehen". Die im Allgemeinen als konservativ bekannten Bayern regelten das generelle Verbot für Nudismus und Nacktbaden in einer eigenen Badeverordnung - die allerdings 2013 ihre Gültigkeit verlor und nicht verlängert wurde. Seitdem ist es die Aufgabe der einzelnen Kommunen, über FKK an ihren Gewässern zu bestimmen. Nach dem Motto "solange es keinen stört, ist es erlaubt" darf man allerdings auch bei den Bazis nicht vorgehen, denn nicht genehmigte Freikörperkultur könnte durchaus als "Erregung öffentlichen Ärgernisses" durchgehen und somit bekommen Sie statt dem Feigenblatt zur Bedeckung ein Knöllchen. Lassen Sie uns die verschiedenen Möglichkeiten für nahtlose Bräune im süd-östlichen Teil der Republik durchgehen.
"Einst ging ich am Ufer der Donau entlang ..."
Jeder, der in irgendeiner Form einmal an einem bayerischen Volksfest oder einer Kirchweih teilgenommen hat, kennt diesen Gassenhauer. Wildes Nacktbaden ist doch nach wie vor am schönsten. Man schlägt sich alleine oder mit Partner/in in die Büsche und genießt die Sonne. Als größter Pluspunkt für diese Form des FKK spricht die Spontanität: Eigentlich war eine Rad-Tour mit der Holden geplant, aber es ist gerade so heiß und es sind ohnehin kaum Leute Unterwegs. An Flüssen und Seen in Bayern ist das Baden generell erlaubt, BayWG Art.18 "Gemeingebrauch", sofern dabei nicht in fremde Grundstücke eingedrungen wird, oder die Natur- und Pflanzenwelt gestört wird. Ausnahmen bilden Gewässer, die von den Kommunen gesperrt und als solche gekennzeichnet wurden.
Nachdem Freikörperkultur und Umweltbewusstsein sehr gut harmoniert, sollte darin kein Problem bestehen. Ein bisschen Ortskenntnis wird auch beim Nacktbaden vorausgesetzt, damit Sie sich weder an Schifffahrtsstraßen noch vor lokalen Kläreinleitungen niederzulassen versuchen. Durch die meist verborgenen Geheimtipps (die sich auch mit dem Rad wunderbar erkunden lassen), sollte es der privaten Freikörperkultur ebenso wenig zu Differenzen mit Einheimischen kommen. Falls doch, entschuldigt man sich, zieht weiter und "der Käs´ist gegessen".
Nacktbaden an ausgewiesenen Badestellen
Nahtlos braun zu werden ist nicht der einzige Grund, warum FKK auch in Bayern immer mehr an Zulauf gewinnt und auch ausgewiesene Badestellen immer häufiger zur Freikörperkultur genutzt werden. Frischer Wind und Sonne auf blanker Haut schmeicheln überwiegend der Seele. Waren die "Nackerten" an der Isar früher noch "G´spinnerte", gehören sie heute schon fast zu einem schönen Sommertag dazu. So einfach ist es leider nicht in ganz Bayern. Oftmals wird explizit zwischen Textilstränden und textilfreien Badezonen getrennt, was Vorteile für beide Parteien bringt:
So müssen Sie sich nicht beim Nacktbaden begafft fühlen und Eltern bzw. Partner, die diese Art von Freizügigkeit in die eigenen vier Wände verbannen wollen, werden gleichermaßen zufrieden gestellt. Strände, an denen die Freikörperkultur gefördert wird, gibt es genug und sie sind mit dem Auto leicht zu erreichen. Seen wie der Kuhsee bei Augsburg, der "kleine Brombi" in der fränkischen Seenlandschaft oder Boden- und Chiemsee sind nur einige Beispiele.
Freikörperkultur-Clubs und Saunalandschaften
Wer beim Nacktbaden in Bayern bisschen mehr Anschluss an Gleichgesinnte sucht, ist in den zahlreichen FKK-Clubs und Saunalandschaften der Freizeitbäder zu Hause. Exemplarisch soll für letzteres Genre das Palm Beach in Nürnberg-Stein Erwähnung finden. Der großzügige Außenbereich lädt in Pools zum Nacktbaden ein und ist mit kleinen Saunen in Form von Berghütten an eine Alpenlandschaft angeglichen. Natürlich darf auch ein kleiner Bach mit eisigem Wasser nicht fehlen, der von einem Wasserfall gespeist wird, unter dem Sie sich nach dem Saunagang erfrischen können. Im Innenbereich kein Bayern, sondern antikes Rom. Dennoch verführen verschiedene finnische und Duft-Saunen ebenso wie das gut ausgestattete Bistro zum Verweilen ein. Wer braucht schon ein Knöllchen wegen FKK oder eine Auseinandersetzung wegen Nacktbaden, wenn man so etwas vor der Haustüre hat?
FKK in Bayern - Pro & Contra
Abschließend sollten ein paar Vorurteile beseitigt werden, damit sich auch hier die Freikörperkultur weiterhin durchsetzt. Liebe Bayern und Bayerinnen: Es gibt kein "zu alt, zu käsig, zu dick" oder sonst etwas beim Nacktbaden. Mal hier ein Fältchen, dort eine kleine Speckrolle ... die sieht man auch mit Badeanzug oder -hose. Einem treffenden Vergleich zufolge kann man auch keine Qualle in einen Handschuh stecken und es würde ein Finger daraus. Ebenso wenig wie Ästhetik spielt der anrüchige Aspekt eine Rolle. Sehen Sie sich die Statistiken an, wo wird mehr Unzucht getrieben? An einem FKK-Strand, wo jeder zukucken könnte, oder in den Büschen hinter den Volksfestgeländen? Auch die Straftaten und sexuellen Übergriffe sind auf dem Heimweg von Diskotheken wesentlich signifikanter als an gut überschaubaren Stränden.
Allerdings sollten Sie bei der verantwortungsbewussten Freikörperkultur stets Rücksicht auf andere kulturellen Einstellungen nehmen, die teils religiöse Hintergründe haben, teils gesellschaftlich anerzogen wurden. "Mehr Schein als Sein" spielt beim FKK keine Rolle. Selbst wenn Sie sich öffentlich zeigen, wie Sie geschaffen wurden, stellen Sie das Paradies nicht wieder her. Möchten Sie sich den Kult um die Freikörperkultur nicht antun und lieber ungestört "blank ziehen"? Dann sorgen Sie bitte auch mit der entsprechenden Platzauswahl dafür, dass Sie ungestört sind. (su)
geschrieben von: Peter Pan (keine E-Mail Angabe), am: 15.08.2023 - 13:56
Von den Begriffen ist es leicht zu verwechseln, aber es besteht ein Riesenunterschied. "Belästigung der Allgemeinheit" ist ein Ordnungswidrigkeit und "Erregung öffentlichen Ärgernisses" ist eine Straftat. Allein aufgrund dieser Definition ist klar wo Nacktbaden zuzuordnen ist. Und wer das falsche wählt sollte in den Iran auswandern.